Samstag, 13. Oktober 2012

Krieg der Scheinheiligkeit

Plädoyer für einen gesunden Menschenverstand


Die Krisendramen in der Welt übersteigen unser aller Phantasie. Nicht nur die Achterbahnfahrten an den Finanzmärkten verwandeln uns in ohnmächtige Zuschauer, auch die Politik verkauft Geheimniskrämerei als Transparenz.

Die Herrschaft geht vom Volke aus? Ein schlechter Witz

 
Die Konkurrenz um die Lorbeerkränze in der Informationstechnologie und die Sicherung von Rohstoffen ist zu einer brandgefährlichen Konfliktzone jenseits demokratischer Kontrolle geworden. Wir befinden uns nicht nur metaphorisch bereits in einem dritten Weltkrieg. Einer Schlacht, die uns nicht nur mit realen Waffen, sondern mit Tarnkappenschwärmen der Scheinheiligkeit überzieht: mit dem bitteren Gift der Lügen und dem süßen Gift der Halbwahrheiten!
 
Noch verdrängen wir wie gelähmt, dass wir längst in einer galoppierenden Inflation leben, in einer rapiden Goldentwertung von Ethik und Moral.
 
Gegen diese Abwertung des Selbstverständlichen und den Triumphzug der Scheinheiligkeit bäumt sich Thomas Druyens Buch auf. Mit einer furiosen Polemik.
Im Widerspruch zu den gängigen ökonomischen Erklärungsritualen sieht der Autor die Wurzel des Übels im zunehmenden Verfall eines gesunden Menschenverstandes.
Vom Publikum wird beinahe jede Woche verlangt, etwas anderes für wahr zu halten gemäß dem Motto: Der Schein heiligt die Mittel.
 

Druyens Plädoyer will etwas Neues: die Konkrethik

 
Das Buch, das Formulierungs-Leckerbissen enthält und sich wie eine gelungene Polemik liest, ist mehr als Anklage scheinheiliger Zustände. Es stellt auch und eigentlich ein "Erkenne dich selbst" dar. Der Selbsterkenntnis sollte der Eigenbefehl folgen, die Scheinheiligkeit dadurch zu bekämpfen, indem man sie bei sich abstellt. Das kann schmerzhaft sein.
 
Druyen plädiert für die Neuentdeckung eines gesunden Menschenverstandes und für das, was er Konkrethik nennt. Er will nicht Herrscher im Luftreich der Träume sein. Konkrethik ist dann, wenn sie in vernünftiges, wahrhaftiges Handeln mündet. Vielen Krisen, auch der Schuldenkrise, gehe eine Bewusstseinskrise voraus: "Da müssen wir ran." Der Liebe zur Scheinwelt setzt Druyen am Buchschluss Heinrich Heine entgegen: "Nur Narren wollen gefallen, der Starke will seine Gedanken geltend machen."
 

Zur Wahrheit gehört: Ein Ausbund an Scheinheiligkeit sind Teile der Finanzbranche, deren schiere Größe sie davor bewahrt, für ihre Verantwortlosigkeiten zur Verantwortung gezogen zu werden; oder Wahlkämpfer, die gegen ihre jeweiligen Rivalen Dreckschleudern betätigen, oder (siehe den US-Wahlkampf) die sich und ihr Familienleben um des schönen Scheins willen in den Vordergrund stellen.
 
Druyen mag weder Naivling noch Weltverbesserer sein. Er weiß um die Branchen, deren Geschäftsmodell allein auf Inszenierung beruht, er kennt von seiner Tätigkeit als Reichtumsforscher den Unterschied zwischen glitzernden Neureichen und, im doppelten Sinn, Vermögenden mit starker Gemeinwohl-Ader.

Produktinformation

Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Maxlin; Auflage: 1. Auflage 2012 (11. September 2012)
Sprache: Deutsch

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